29.02.2020 – MG HIER mehr Fotos
Walter Renneisen präsentiert Heinz Erhardt
Als erste Veranstaltung des Kulturbeirats der Stadt Nidderau konnte sein Vorsitzender Jürgen Reuling vor gut 150 Besuchern in der Willi-Salzmann-Halle einen Querschnitt aus dem Werk eines der berühmtesten Humoristen Deutschlands, Heinz Erhardt, vorgetragen von Walter Renneisen präsentieren. Renneisen, der in wenigen Tagen seinen 80ten Geburtstag feiert, ist immer noch elanvoll mit verschiedenen Programmen ständig unterwegs.
Im kleinkarierten Anzug mit rotem Hemd, rotem Einstecktuch, roten Socken und ebenso farbigen Sportschuhen betritt der Schauspieler und Meister des Rezitierens die Bühne. Gleich zu Beginn verweist er auf zahlreiche Comediens der heutigen Zeit, die auf Kosten anderer, Lacher provozieren. Weit entfernt davon ist Heinz Erhardt, der sich selbst als Clown gibt, über sich selbst lachen konnte und es verstand, absolut vielseitig mal herrlich naiv, mal tiefgründig, mal poetisch und dann wieder hochdramatisch mit gnadenlosen 4-Zeilern ebenso witzige wie tiefschürfende Weisheiten von sich zu geben.
Renneisen forscht zunächst in der Zeit vor Erhardt nach Vergleichbarem, wobei er feststellt, dass bei Goethe der Humor nur spärlich fließt. Gerade mal zwei, „Die Frösche“ und „Der Beruf des Storches“ sind zu finden, wobei bei Letzterem am Ende nur Pünktchen stehen. Es gab noch Wilhelm Busch, Christian Morgenstern, natürlich Ringelnatz, Tucholsky und Kästner – auf alle bezieht sich Heinz Erhardt, der schon als Kind in den Windeln den Wunsch hatte, „dichter“ zu werden…
Nachdem sich auf diese Weise der „Abend dem Anfang zuneigte“, kam der Auftritt von Ekaterina Kitáeva gerade recht, um über den Sensationsfund im Schuhkarton zu berichten. Denn, was viele nicht wussten, auch nicht die eigenen Kinder, sind kompositorische Werke von Heinz Erhardt, die zwischen 1925 und 1928 entstanden sind, als Erhardt am Leipziger Konservatorium Klavier und Komposition studierte. Sie zeigen eine unbekannte Seite des Komikers. Die in Moskau geborene Ekaterina Kitáeva spielte an diesem Abend mehrere Werke, pianistische Miniaturen, die, wie sie sagte, „außerordentlich schwierig, aber wunderschön sind“ mit Bravour. Die Kontraste, die man aus seinen Gedichten kennt, mal sanft, fröhlich und verspielt und dann wieder hart, furios und dramatisch, spiegeln sich auch in der Musik und seinen Kompositionen wider.
Ein Feuerwerk an Gedichten, Vierzeilern, Prosa und Szenen kombiniert mit dem wieder entdeckten kompositorischen Werk von Heinz Erhardt, der alles war, Entertainer, Komödiant, Schauspieler, Clown, Blödel-Künstler, Chaos-Reimer, Dichter und auch Komponist, formte Walter Renneisen gemeinsam mit Ekaterina Kitáeva gekonnt zu einem kurzweiligen Abend. Viel Applaus für die großartige Hommage ging an beide Künstler.