Gesprengte Grenzen der Malerei – Richard Jackson

05.02.2020 – MG          HIER mehr Fotos

Kein junger Wilder, wie man vermuten könnte, ist der 1939 in Kalifornien geborene Künstler Richard Jackson. Die Frankfurter Schirn zeigt aktuell unter dem Titel „UNEXPECTED UNEXPLAINED UNACCEPTED“ 5 von insgesamt 12 sogenannten „Rooms“ als Rauminstallationen auf Basis einer automatisierten Malerei. Keineswegs die Malerei an sich steht bei Jackson im Vordergrund, sondern im Gegenteil, die Zerstörung. Mit Hilfe automatisierter Malmaschinen, welche die Grenzen sprengen, entwickelt sich ein kreativer Prozess.

Begonnen hat diese Art der Gestaltung mit dem „Bed Room“, an dem Jackson vor ca. 25 Jahren arbeitete. Ein komplettes Schlafzimmer mit allem, was dazu gehört, baute er damals. Über und über versah er es mit Farbklecksen, doch das Ergebnis befriedigte ihn nicht. Kaum jemand hat das Werk je gesehen und doch war es Ausgangspunkt für die spätere Ausführung, die nun in der Schirn zu sehen ist. Viel reduzierter ist der Raum, in dessen Mittelpunkt das Bett steht, unter dem sich eine Hebevorrichtung befindet, mit deren Hilfe die Farbe an die Decke transportiert wird. Hierbei ist, wie bei allen seinen Werken, die Zerstörung die Kreation.

Im „Delivery Room“ findet gerade eine Entbindung statt. Es ist ein wüstes, farbiges Chaos und auch hierbei rotierte der Tisch, um die Farbe zu verteilen. Die Szenerie erinnert an ein einziges Schlachtfeld.

Krieg ist auch das Thema des „War Room“. Hier kommt der unfreiwillig komische Aspekt durch comicartige, bei Donald Duck ausgeliehene Entengeneräle hinzu, die sich gegenseitig mit Farbe bespritzt haben. Überall fließen die Farben. Mittelpunkt des Ganzen ist ein eckiger Globus, aus dem Fördertürme wachsen. So lässt sich als Kriegsursache der Kampf um knapper werdende Ressourcen vermuten.

Beim „Maid’s Room“, dem Dienstmädchen Zimmer, schaut man durch einen Spalt im Fenster und erspäht eine auf dem Bett liegende nackte Frau. Es ist ein eingeschränkter Blick, der Raum lässt für Fantasien jeglicher Art.

Im „Dining Room“ wird die angebliche Familienidylle nachgezeichnet. Der Vater hockt mit entblößtem Hinterteil auf dem Tisch und lädt buchstäblich den ganzen Scheiß der Arbeit ab. Über seinem Kopf leuchtet vielsagend der Text „HOME SWEET HOME“. Rundherum ist die Familie versammelt am gedeckten farbverspritzten Tisch. Der Betrachter sieht ein familiäres Schlachtfeld.

Provokation ist nur eins der Themen von Jackson. Sexualität, und hierbei Macht und Missbrauch, spielt immer eine große Rolle. Er wählt das Drastische, Ordinäre, schrill Bunte auf der Suche nach zeitgemäßer Malerei. Die Sichtbarmachung des künstlerischen Prozesses ist sein Anliegen.

Die Ausstellung ist noch bis 3. Mai 2020 in der Frankfurter Schirn zu sehen.

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