Dem Fußball ausgebüxt – Nacht der Operette

23.06.2018 MG                    HIER mehr Fotos

Trotz stärkster Konkurrenz durch das parallel stattfindende, vorentscheidende WM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft war die ehrwürdige Schlosskirche in Bad Homburg mit mehr als 150 Personen gut besucht, um eine berauschende Nacht der Operette zu genießen. Unter der Leitung von Leonore Kleff verzauberten Solisten, Chor und das kleine Orchester der Musical Familie gemeinsam mit Michaele Scherenberg als Moderatorin ihr Publikum.

Mit einem herzlichen „Grüß Euch Gott, alle miteinander!“, der Ouvertüre zum „Vogelhändler“, gespielt vom kleinen, aber feinen Orchester mit Matthias Wischer am Akkordeon, Volker Hobert am Flügel, Manfred Wischer am Kontrabass und Benedikt Bach an der Geige wurde der Abend mit Melodien zum Mitsingen und Mitsummen eröffnet. Und beschwingt zog im Anschluss in Sektlaune der Chor ein zur Melodie „Ich lade gern mit Gäste ein“ aus der „Fledermaus“.

Operetten-Seligkeit als wunderbare Erinnerungen. „Und die Romantischsten“, befindet Michaele Scherenberg, „sind ein Kuss, ein Duft und sie bringen das Schöne im Leben zurück!“ Und dann wird angestoßen mit einem imaginären Glas Sekt.

Zu jedem Lied gibt es eine kleine Einführung, nicht nur zum Inhalt, sondern auch zum Interpreten. Annika Krüger ist vielen bekannt aus dem Ballett, aber dass sie auch eine zauberhafte Stimme hat, ist eine wunderbare Überraschung bei ihrem Debüt als Solistin mit der „Juliska aus Budapest“ aus der Operette „Maske in Blau“.

Auch Ralf Hahn debütiert mit einem Solo. Im „Land des Lächelns“ verliebt sich die verwöhnte Tochter eines Grafen in den chinesischen Prinzen Sou-Chong, in den Blick seiner Augen und die Weichheit seiner Hände. Weltberühmt ist die Arie „Dein ist mein ganzes Herz“, um die Welt gegangen als „Tauber-Lied“ und nun gefühlvoll gesungen von Ralf Hahn.

Schlag auf Schlag geht es an diesem Abend, wo „My Fair Lady“ mit dem Solo von Annika Krüger mit Conny Meister „Ich hätt getanzt heut Nacht“ gesungen und gespielt wird. Prächtige Kostüme, schöne Stimmen und gekonnte Choreografie.  Marcel Lutz, vielen gut bekannt von seinen Auftritten bei der Musical Familie, wird vom Chor auch noch „pünktlich zum Altar“ gebracht.

Ebenso wird die Götterwelt persifliert in einem hinreißend gesungenen und gespielten Streitduett mit Benedikt Bach in herrlicher Haarpracht und Conny Meister als „Orpheus und Eurydike“. Mal etwas ganz Neues in der Musical Familie.

Ein Höhepunkt vor der Pause ist ohne Zweifel der Ausschnitt aus Lysistrate, in dem Kirsten Schierbaum und Tatjana Glücks-Trommershäuser beim „Glühwürmchenidyll“ brillieren. 2 Stimmen und ein Brett sind bei Hoffmann‘s Erzählungen im Einsatz. Da wird passend auf Französisch „Les oiseaux dans la charmille“ gesungen und gekonnt professionell gesteppt.

Beim Speed-Date in der Pause gilt es, möglichst viele neue Kontakte zu knüpfen. Gewinner ist der schlagfertige 81jährige Heinz, der die ihm gut bekannte Solistin Romina Jungk mit der Bemerkung „Mit Dir red ich nicht, das bringt mir keine Punkte…“ abwimmelt. Als Preis erhält er eine chinesische Kanne.

Auch nach der Pause geht das Feuerwerk mit bekannten und beliebten Melodien weiter. Christopher Scheld beweist, dass er nicht nur am Flügel zu Hause ist, sondern mit klangvoller Tenorstimme auch das Zeug zum klassischen Helden hat. Gemeinsam mit Annika Krüger singt er gefühlvoll das Duett „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ aus dem „Vogelhändler“.

Nicht unerwähnt bleiben und ein weiteres Highlight des Abends ist der Auftritt von Romina Jungk als „Christel von der Post“, die die Zuschauer nicht nur mit ihrer Stimme, sondern auch mit Leidenschaft, Temperament und Ihrer großen Spielfreude begeistert.

Der blaue Himmel mit weißen Wolken wird beschwört von Michaele Scherenberg und es strömt von allen Seiten auf die Bühne, denn man ist im „Weißen Rössl“ und „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein“. Um die Liebe geht es, um was sonst in der Operette, immer um die Liebe. „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“, singen und tanzen Conny Meister und Marcel Lutz. Und dann ist es doch plötzlich „Aus ist`s mit der Liebe“ aus der „Csárdásfürstin“, auch wenn man feststellt „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“.

Das fulminante Finale mit Solisten, Chor und Orchester erhält Unterstützung vom Publikum, wenn alle mitklatschen und mitsingen „Jaj mamam, Bruderherz, ich kauf’ mir die Welt!“. Da sage mal einer, die Operette sei tot und Operettenmusik nicht mehr gefragt und nicht zeitgemäß.

Das Schlusswort an diesem besonderen Abend hat Michaele Scherenberg mit dem Dank an alle Mitwirkenden, Laien und Professionellen, an das Publikum und auch tief geehrt für die Erlaubnis zur Durchführung dieses Konzertes an einem besonderen Ort in der wunderbaren geschichtsträchtigen Schlosskirche oberhalb der Landgrafengruft.

Nach der Operette geht es in die Nacht, aber die Musik ist immer ein Trost.

„Die Vergangenheit ist Geschichte, die Zukunft ist ein Geheimnis, die Gegenwart ist Leben.“

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