Heimat ist, wo die Liebe ist – Die Csárdásfürstin in Nidderau

18.03.2017 – MG                            HIER mehr Fotos

Wenn Leonore Kleff alle 2 Jahre mit großem Aufgebot ein Musical oder eine Operette inszeniert, dann ist der Erfolg vorprogrammiert. 2 restlos ausverkaufte Vorstellungen gleich zu Beginn in der Willi-Salzmann-Halle in Windecken mit jeweils mehr als 400 Besuchern geben Zeugnis davon. Mit Anna Metzger war sogar eine waschechte Ungarin in Landestracht aus Hofheim am Taunus angereist, um die Csárdásfürstin zu sehen, heimatliche Klänge zu hören und nach der Vorstellung voller Begeisterung mit Leonore Kleff zu posieren. Über eine halbe Stunde vor Einlass standen die ersten Besucher im Regen ausharrend vor verschlossener Tür, um sich im Saal für die Premiere der Csárdásfürstin die besten Plätze zu sichern. Da wurde drinnen noch Hand angelegt, eingesungen und es gab letzte Einweisung von Leonore Kleff, bevor Regisseurin Michaele Scherenberg mit allen Beteiligten einen Kreis bildete und den magischen Augenblick vor der Premiere beschwor.

Kálmáns Operettenklassiker verkörpert wie kein zweiter alles, was das Publikum fasziniert – Evergreens, die jeder kennt, Liebe und Verwicklungen, eine Geschichte um Klassenunterschiede, die dennoch immer locker bleibt, fröhliche Ballszenen mit temperamentvollen Tanzeinlagen und Walzer-Seligkeit.

Rebecca Wokittel als Varieté-Sängerin Sylva Varescu brillierte trotz Handycap nach einem Ski-Unfall durch Ausdrucksstärke und stimmliche Präsenz. Überzeugend und charmant spielte sie die so gar nicht leichtlebige Chansonette, deren Liebe allein dem Fürstensohn Edwin von und zu Lippert-Weylersheim gehört, den Opernsänger Mykolas Nechajus mit Gefühl und sängerisch überzeugend darstellte.

Edwins Eltern betrachten die Verbindung als nicht standesgemäß und versuchen stattdessen, die Heirat mit einer fürstlichen Cousine zu erzwingen. Nach vielerlei Missverständnissen und Verwicklungen trifft man sich im Fürstenhaus, wo besagte Cousine Stasi und Edwins bester Freund Graf Boni Gefühle füreinander entwickeln. Ein wahres Feuerwerk zündete Marcel Lutz, der mit unbändiger Spielfreude als Boni alle Register zog und dem Conny Meister als Stasi in nichts nachstand.

Auch die anderen Hauptrollen sind trefflich besetzt. Gottfried Schubert überzeugte als Fürst Leopold und Romina Jungk als Fürstin Anhilde erhielt sogar Szenenapplaus, als sie mit einer spontanen Textänderung die anwesende Bürgermeisterin Rück aus Schöneck und Bürgermeister Schultheiß aus Nidderau als Gäste ihrer fürstlichen Gesellschaft begrüßte. Ob Manfred Herrmann als Feri, Horst Körzinger als Notar Kiss, Felix Wokittel in einer Doppelrolle als Eugen von Rohnsdorff/Botschafter Mac Grave oder Hermann Schulz, der als Lakai/Miksa immer da war, wenn Hilfe gebraucht wurde – alle trugen mit viel Einsatz und großer Begeisterung zum Gelingen der Aufführung bei.

Ungarischen Csárdás, eingängige Melodien und romantische Walzerklänge ließ das von Leonore Kleff trefflich vorbereitete und dirigierte Orchester lebendig werden. Der Chor präsentierte sich in sängerischer und schauspielerischer Höchstform und das Ballett unter der Leitung und Choreografie von Anni Lenz überzeugte nicht nur tänzerisch, sondern auch mit ihrer rollengetreuen Spielfreude. Michaele Scherenberg hatte bei der Regie ihre ganze Erfahrung einfließen lassen und eine publikumswirksame Aufführung auf die Bühne gebracht. Schöne Kostüme, gekonnte Licht-Technik und das von Karin Erben und Ellen Hebel-Volpert gestaltete Bühnenbild rundeten die Inszenierung ab.

Als sich am Ende in einer überraschenden Enthüllung herausstellte, dass Fürstin Anhilde gar nicht von Adel ist und selbst aus der Theaterhalbwelt stammt, stand dem Happy End nichts mehr im Wege.

Frenetischer Schlussapplaus belohnte alle fast 80 am Projekt beteiligten. Anne Kathrin Frank von der Sängervereinigung Nidderau-Windecken e.V. stellte in Vertretung des Vorsitzenden Rudi Leibold alle Mitwirkenden vor. Blumen gabs und vom Schirmherrn Erich Pipa einen Scheck über 500 Euro, den er mit den Worten „Ihr habt mit Leidenschaft und Pfeffer gespielt. Ohne Leonore Kleff wären wir ärmer!“ überreichte.

Liebe ist zeitlos und die Operette auch.

Weitere Vorstellungen:
22.04. um 19 Uhr und 23.04. um 17 Uhr in der Kultur- und Sporthalle, Heldenbergen
29.04. um 19 Uhr und 30.04. um 17 Uhr im Bürgerhaus, Ostheim

 

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