Im Rausch von Material und Farbe – Miró im Jubiläumsjahr der Schirn

25.02.2016 MG                                 HIER mehr Fotos             

Er ist einer der renommiertesten Künstler des letzten Jahrhunderts – Joan Miró. Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht schon einmal irgendwo ein Werk von ihm gesehen hat und wenn es nur das Logo der Fußballweltmeisterschaft 1982 in Spanien war. Spanien, genau gesagt Barcelona ist auch die Heimat des Malers.  Unter dem Titel „Wandbilder, Weltbilder“ zeigt die Schirn in Frankfurt in einer Einzelausstellung großformatige Werke des Katalanen und beleuchtet den Zusammenhang zwischen Farbe sowie Material und Struktur der Oberfläche in der Entwicklung seines Schaffens.

Joan_Miró_Schirn003Ausgangspunkt am Eingang der Ausstellung und gleichzeitig ein Schlüsselwerk ist „Der Bauernhof“. Hier beschreibt er das Leben auf dem Hof seiner Familie in Mont-ruig in einer realistischen, fast naiven Darstellung des Landlebens mit abstrakten Motiven. Zugleich ist es Zeugnis seiner Verbundenheit mit diesem Platz, der zeitlebens ein Zufluchtsort für ihn war. Auch in diesem frühen Werk erkennt man schon seine Beschäftigung mit der Mauer, der Wand mit allen ihren Fehlern, Flecken und Rissen.

Beim Rundgang durch die thematisch gegliederte Ausstellung kontrastieren schwarz-weiß-Bilder mit farbenfrohen großformatigen Wandbildern. Stilrichtungen anderer Maler und Weltgeschehnisse waren für ihn Inspiration und Impuls, aus denen er seine eigene Bildwelt schuf. Hervorstechend ist sein Interesse für alte Gebäude und seine Beschäftigung mit Mauern, die im Einklang steht mit der Benutzung und Einbeziehung verschiedenster Materialien wie Teerpappe, Sackleinen, Hartfaserplatten, Jute, Sand und Kies. Zuweilen stellen sich Assoziationen mit Höhlenmalerei ein. Die Magie der Farbe sucht Verbindungen, es gibt weiße, braune und blaue Bilder, weiß wie die weiß getünchten Bauernhöfe, braun als Eindruck alter, verwitterter Wände und blau wie der Kosmos, aber auch wie mit blauem Kupfervitrol bespritzte Mauern, wobei das 1973 als Triptychon konzipierte Werk aus mehreren Bildtafeln mit seinen blauen Flecken ein besonderer Höhepunkt der Ausstellung darstellt. Joan_Miró_Schirn027Mit zunehmendem Alter reduzierte er die Vielfalt der Farben und Formen und verstieß bewusst gegen alle Regeln der Kunst. Aus dieser Zeit stammt auch sein berühmter Ausspruch, er wolle die Malerei ermorden. Mit 2 großen Punkten in Rot und Gelb auf schlicht weißem Untergrund ist das Gemälde „Malerei“ ein weiteres Schlüsselwerk.Joan_Miró_Schirn037

Die auf das Wesentliche beschränkte Ausstellung in der Schirn ist erster Höhepunkt im Jubiläumsjahr 2016, in dem deren 30jähriges Bestehen gefeiert wird. Das angesehene Kunsthaus in Frankfurt ist beliebt und begleitet unser Leben, so Oberbürgermeister Peter Feldmann. Es hat sich schon immer als Ort generationsübergreifender Konzepte verstanden und große Künstler in einer neuen Perspektive präsentiert. Max Hollein dankt vor allem den Sponsoren, die diese Ausstellung überhaupt erst möglich gemacht haben. Für Joan Punyet Miró, den eigens angereisten Enkel des Künstlers, ist es ein großer Moment, hier zu sein.  Als wäre es gestern gewesen, erinnert er sich an einen Besuch im Atelier seines Großvaters auf Mallorca, wo er als naiver kleiner Junge staunend und überwältigt von der Schönheit vor der großartigen Wandmalerei gestanden hatte. Sein Dank gilt dem Dreamteam der Schirn, das diese Ausstellung ermöglicht hat, für seine großartige Arbeit. Vor allem aber ist er überzeugt: „Mein Großvater wäre so glücklich gewesen!“                                                   HIER mehr Fotos

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