Die „Helden von den Bergen“ trotzten dem Regen

10.08.2014 – MG                 HIER mehr Fotos

Fuehrung-_Heldenbergen_006Wieder eine Führung stand am Sonntag, den 10. Aug. 2014 anlässlich des Festjahres „1175 Jahre Heldenbergen“ auf dem Programm, die von Helmut Brück und Frau Dr. Heike Lasch begleitet wurde. Und gleich zu Beginn tauchte die Frage auf, worauf der Name Heldenbergen, hervorgegangen aus den 839 erstmalig erwähnten Heldiberga, überhaupt zurückgeht. Ist vielleicht eine Halde am Berghang gemeint, oder rührt der Name von einer Herberge her – man weiß es nicht genau. Bernd Reuter, ehemaliger Bürgermeister von Heldenbergen, hatte sogleich eine besonders plausible Erklärung parat: Heldenbergen kommt von „die Helden von den Bergen“! Und die hatten sich auch zahlreich mit mehr als 50 Personen trotz Regen zum Rundgang eingefunden.

Heldenbergen steht auf römischem Gelände. Unter dem heutigen Ort liegt noch das alte Heldenbergen. Ausgrabungen, die vom Verein für Vor- und Frühgeschichte vorgenommen wurden, legen in ihren Räumen Zeugnis davon ab. Der Verein unter dem Vorsitz von Frau Dr. Heike Lasch setzt sich im Rahmen archäologischer Forschung  für die Sicherung und Bewahrung von Kulturgut ein. Doch davon später mehr.

Fuehrung-_Heldenbergen_012Der Rundgang führte zu Beginn zur Oberburg, die heute im Privatbesitz der Familie von Leonhardi ist. Beim Bau eines Wohnhauses auf dem Gelände der Oberburg wurde im Jahre 1992 ein mit Erde umgebener Gewölbekeller gefunden, der durch seine gleichbleibende kühle Temperatur im Spätmittelalter als Vorratskeller genutzt wurde. Eine Vielzahl von Haushaltsgegenständen wurde dort entdeckt und ein sensationeller Fund – das Heldenberger Schwert.

3 Burgen gab es seinerzeit in Heldenbergen: die Nassburg, die Mittelburg und die Oberburg. Durch letztere führte jetzt der Rundgang. Mit Außenmauern aus Stein und Innenmauern aus Fachwerk wurde die dreiflügelige Schlossanlage im Laufe der Jahre von verschiedenen Besitzern bewohnt und umgebaut. 1767 kaufte sie Johann Maximilian von Günderrode, der Großvater der Dichterin Karoline von Günderrode, bis sie später in den Besitz von Graf Jakob Friedrich von Rohde überging. Da die Heldenberger hauptsächlich katholisch waren, ließ er für seine Familie eine Kapelle anbauen. Auch Alleen im Stile englischer Landschaftsgärten wurden angelegt. Der Graben an der Burg war wohl keineswegs ein Wassergraben, sondern wahrscheinlich ein Fuhrweg, der von einer Mühle, die zur Burg gehörte, hinauf führte.

An einem Altarm der Nidder war der Fluss dem Ort am nächsten. Dort befand sich auch ein Ziehbrunnen, der nicht nur das Wasser für Bevölkerung lieferte, sondern auch Treff- und inoffizieller Dorfmittelpunkt war.

Nächste Station war ein Gebäude, das 1888 von Dr.Hugo Freiherr von Leonhardi, dem Großvater der heutigen Eigentümer, gekauft und als Wirtschaftshof benutzt wurde. Am Herrenhaus aus massiven Stein, das mit seinen Renaissance- und Barock-Elementen, dem Krüppelwalmdach und der ungewöhnlichen Stockwerkshöhe auf wohlhabende Besitzer schließen lässt, befindet sich noch das Allianz-Wappen, einer Vereinigung aus den Wappen der Eheleute Reichsgrafen von Schlitz genannt von Görtz und seiner Frau Gräfin Maria Amalia geborene von Wallenstein.

Weiter führte der Weg durch die Straubelgasse, in der früher viele jüdische Familien wohnten und sich auch deren Synagoge befand. Auch hier ist unklar, woher der Name Straubelgasse stammt. Vielleicht ist es ein Eigenname, aber möglich wäre auch ein Ursprung als Traubelgasse aufgrund vieler mit Weintrauben bewachsener Hausfassaden.

Die Straubelgasse mündet auf den Dallas, den früheren Dorfplatz, der vielleicht in naher Zukunft durch Rückbau aufgrund der neuen Umgehungsstraße seinen ursprünglichen Charakter zurück erhalten könnte. Hier steht die katholische Kirche mit dem Nachbargebäude, in dem früher im oberen Stockwerk ein Ratssaal, im mittleren die Schule und im unteren das Gefängnis beherbergt waren.

Ein Abstecher führte noch zum alten jüdischen Friedhof, der auf dem ehemaligen Gelände der Nassburg beheimatet ist. Die Grabsteine, die langsam in der Erde versinken, tragen Inschriften in deutscher und hebräischer Schrift, ein Zeichen für die damalige Verbundenheit der unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Am Rande des Friedhofs steht ein Rosengewächs. Da den Verstorbenen früher Rosen als Grabbeigabe hinzugefügt wurden, sagt die Legende, dass aus diesen der Rosenbusch entstanden ist.

Fuehrung-_Heldenbergen_034Die Führung endete im Museum, dass keines ist, aber neben den vielen Fundstücken aus den Ausgrabungen als absoluten Höhepunkt das schon erwähnte Heldenberger Schwert beherbergt, das nach vielen Jahren in seine Heimatstadt zurückgekehrt ist, denn nach seinem Auffinden hatte man es angesichts seiner Bedeutung nach Wiesbaden zur Restaurierung geschickt, die jedoch nie erfolgte. Erst vor wenigen Jahren erhielt man das Schwert zurück, ebenso, wie es gefunden worden war, schwer zerstört und verrostet. Hier fand man mit Martin Stotz einen engagierten Restaurator, der das Eisenschwert, das zu zerbrechen drohte, mit Gazeband versteifte und wieder herrichtete.

Helmut Brück und Heike Lasch verstanden es, nicht nur trockene Informationen weiter zu leiten, sondern sie weckten bei vielen Heldenbergern Erinnerungen an vergangene Zeiten.

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