Kunst für alle Sinne

01.10.2013 – MG                             HIER zur Fotogalerie

Brasiliana_008

Triade Trindade von Tunga

Im Zusammenwirken mit der Frankfurter Buchmesse, bei der Brasilien in diesem Jahr Ehrengast ist, hat die Frankfurter Kunsthalle Schirn nach Street Art Brazil nun eine weitere Ausstellung dem Gastland Brasilien gewidmet. In „Brasiliana – Installationen von 1960 bis heute“ gestaltet sie einen Parcours durch eine Welt der Dinge und Materialien bei der ein breiter Bogen von der Avantgarde der 60er Jahre bis zur heutigen Zeit gespannt wird.

Die gezeigten Objekte thematisieren die sozialen Gesichtspunkte eines Landes, wobei der Ursprung im „Neokonkreten Manifest“  aus dem Jahre 1959 liegt, in dem eine Gruppe von Künstlern ein Kunstwerk als organischen Sinnlichkeitsraum betrachtet. Hintergrund ist, die Kunst für jedermann erfahrbar zu machen. Nicht mehr nur die Elite sollte das Privileg haben, auf einer weißen Wand Bilder zu betrachten, sondern in dieser neuen Moderne, wo das Gefühl und die Imagination eine besondere Rolle spielt, ist jeder angesprochen. Verwendet werden hierfür meist „arme“ Materialien aus dem täglichen Leben wie Sperrholz, Luftballons, Perlen, Draht und Eisen. 

Aber nicht nur vom körperlichen und dem Auge her ist die Kunst erlebbar, sondern auch Geruch und Gehör sind einbezogen. Kreuzkümmel und Gelbwurz hängen bei Ernesto Neto in einem elastischen Trichter. Bei Cilda Meireles im stockdunklen Raum hört man Wassergeräusche vom Tropfen bis zur großen Welle. Bei Lygia Clark läuft der Besucher durch ein Labyrinth, beim Duo Dias und Riedweg steht er auf 550 Waagen um Videosequenzen auf 2 Leinwänden zu betrachten, auf der Bilder in schnellem Rhythmus wechseln. Ein Fest für die Augen ist der orangefarbene Raum mit Objekten aus Perlen, Hanf und Stroh von Maria Nepomuceno. Die heute in New York lebenden Künstler Helio Oiticica und Neville D’Almeide präsentieren eine mit Musik untermalte Dia-Projektion. Tunga, einer der führenden brasilianischen Künstler zeigt sein Werk Triade Trindade, eine gusseiserne Glocke über einem gigantischen Kessel. Das Objekt wirkt bedrohlich und erinnert an einen Hexenkessel, der alchimistisch und kannibalistisch erscheint. Im letzten Bereich der Ausstellung betritt man eine Höhle, von Henrique Olivera in dreiwöchiger Arbeit in der Schirn erbaut. Auch er benutzt als billiges Material Sperrholz, wie es in seiner Heimat für Bauzäune verwendet wird. Seine begehbare Skulptur ist eine der meist beeindruckenden Installationen der Ausstellung.

Brasilien als Land der Zukunft ist auch in der Kunst  in der Moderne angekommen, wobei die Installationen in der Schirn viele Aspekte erlebbar machen. Es ist ein guter Weg und macht neugierig auf dieses Land und dessen Kunst noch viel komplexer ist als das, was man in eine Ausstellung packen kann.

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